Zurück nach Banjul

Fast eine Stunde früher als erwartet, setzte der Ebbstrom ein. Wie gestern auch wieder ohne Wind.

Trotzdem wollten wir jede Fortbewegung in die richtige Richtung nutzen und holten den Anker auf um flussabwärts zu driften.

Dem allmählich einsetzenden leichten Wind, der wie gestern jede Biegung im Fluss mitmachte, setzten wir mit den Segeln den maximalen Widerstand entgegen. Dabei hielten wir uns meist im tiefen Bereich des Flusses auf, da hier die grösste Fliessgeschwindigkeit des Stromes zu erwarten war.

Kurz vor Dog Island versetzten uns ein paar Fischer einen gehörigen Schreck. Ich beobachtete schon eine ganze Weile einen roten Kanister nahe dem rechten Ufer und eine Piroge auf der anderen Seite der Fahrrinne, die hier bestimmt 2 Seemeilen breit ist. Mit dem Fernglas war nichts zu erkennen. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass die kleinen Boote so lange Netze ausbringen, ohne weitere Bojen dazwischen zu haben. Daher hielt ich weiter Kurs in der Mitte der Fahrrinne.

Erst als die Piroge mit Vollgas, mit wild winkenden Fischern an Deck, auf uns zukam war uns klar, da muss ein Netz sein. Wir flogen geradezu mit 6kn auf das Netz zu und waren nun schon so nahe, dass wir die vielen kleinen Auftriebskörper, die wie an einer Perlenkette quer über den Fluss verliefen, mit bloßem Auge sehen konnten. Kurswechsel Steuerbord, hart an den Wind und gegen die 2,5 kn Strom um das Ende des Netzes beim roten Kanister zu erreichen.

Kaum geschafft und eine halbe Seemeile weiter flussabwärts, dasselbe Spiel noch einmal. Nun war jedoch ausweichen nach Backbord die bessere Wahl, da dieses Netz nicht so lang war.

Über AIS konnten wir sehen dass die SY-Shazzan am Ankerplatz Half Die lag. Über Funk informierten wir sie über unsere Lage und sie boten uns falls notwendig an, mit dem Dinghy auf den letzte Metern zur Lamin Lodge zu helfen. Auch sagten sie, dass es momentan 20 kn Wind aus Ost hätte. Das klang gut, denn mit diesem Wind würden wir es bestimmt bis zu den Mangroven im Lamin Creek unter Segel schaffen.

Je näher wir Banjul kamen umso langsamer wurden wir. Der Gezeitenwechsel stand kurz bevor, und der Wind nahm nicht wie erwartet zu, sondern weiter langsam ab. 3 Seemeilen vor Banjul war dann absolute Flaute.

Kurz entschlossen sprang ich ins Dinghy, welches wir hinter uns her schleppten, und verzurrte es seitlich am Heck. Völlig überrascht waren wir, dass der 5 PS Aussenborder mit Halbgas unsere 12 t schwere Kirke auf 3 kn Fahrt brachte.

Mit Rainer im Dinghy, unserem Maschinisten des Tages, und ich am Hauptruder gelang uns nicht nur das Hauptfahrwasser des Gambia River zu verlassen, sondern sogar genau rechtzeitig zum Gezeitenwechsel dort zu sein.

Jetzt konnten wir wieder entspannt mit dem Flutstrom das Fahrwasser zur Lamin Lodge hinauffahren.

Das Festmachen an der Mooring, als letztes Manöver des Tages, klappte bei 1 kn Strom und nahezu Windstille im ersten Anlauf. Zur Belohnung gönnten wir uns nun bei 36 Grad und wolkenlosem Himmel gleich mehrere kühle Biere.

8 Gedanken zu „Zurück nach Banjul“

  1. …. um das kühle Bier im Cockpit beneide ich euch. Aber viel schlimmer ist ja die defekte Wasserpumpe. Könnt ihr diese mit Bordersatzteilen reparieren?? Ich denke es ist die Seewasserpumpe?? Die Welle schlägt schon mal aus, ist es das Problem?? Wünsche schnellen Reparaturerfolg…
    Immer eine Handbreit Bier in …. 73, Horst

    1. Hallo Horst,
      nochmal, es ist die Pumpe des inneren Kreislaufes. Ich werde berichten wenn ich sie zerlegt habe und mehr weiß

  2. Super, die Berichte lesen sich langsam fast schon wie die Abenteuerromane von Jack London. Kaputte Lager, Labyrinth der Netze, Schleppverbund mit Dingi. Gott sei Dank hat der Außenborder durchgehalten und Krokodile haben das Dingi nicht zerbissen, sonst hätte Reiner womöglich mit einer Leine um den Bauch die Kirke ziehen müssen.

    P.S. Hoffentlich hattet ihr auch die richtigen Seezeichen beim Abschleppen gesetzt.

    1. Als Seezeichen hatten wir die Frauen auf dem Bug positioniert, darauf hatten alle Krokodile Reißaus genommen

  3. Das Bierchen habt ihr euch verdient. Welch ein Abenteuer! Zum Glück ist alles gut gelaufen. 🐷 gehabt.
    Machts gut IuJ

  4. Welcome back. Super spannend. Toll das ihr wieder sicher fest seid und euch nun um das Lager kümmern könnt. Ist das Dave mit dem grünen Zweimaster?
    Viele liebe Grüße
    Doro & Mark

    1. Der grüne Pott sah recht ordentlich aus, daher vermute ich eher nicht dass es Dave war. Er hatte kein AIS, jedoch war eine englische Flagge dran.

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