Einfahrt in den Rio Dulce

Der Rio Dulce ist der kürzeste Fluss Guatemalas, war aber bereits bei den spanischen Konquistadoren und englischen Piraten als schiffbar bekannt. Von seinem Quellgebiet, dem Lago Izabal, fließt er nach 43 km in das Karibische Meer. Heutiges Ziel war es, die 2 km breite, dafür aber sehr flache Flussmündung zu überwinden, um vor unserer weiteren Fahrt stromaufwärts in Livingston die Einreiseformalitäten zu erledigen.

Bereits um 4:30 war Aufstehen angesagt, um direkt von unserem Ankerplatz zur 10 Seemeilen entfernten Flussmündung aufzubrechen.

Pünktlich um 7 Uhr treffen wir unseren Lotsen Hector, der bereits an der Ansteuerungstonne auf uns wartet.

Unser Timing war perfekt für das heutige Morgenhochwasser mit +59 cm um 7: 15 Uhr ausgelegt. Wir wussten jedoch nicht, welche Wassertiefe wir tatsächlich vorfinden würden. Unser Lotse nahm uns an die Schleppleine und zog uns durch den tiefsten Bereich der sich ständig ändernden Sandbänke.

Bereits nach wenigen Metern zeigte der Tiefenmesser nur noch 1,7 m bei unserem Tiefgang von 1,85 m an. Nach wenigen Minuten wurden wir sehr langsam und der Schlepper wühlte immer kräftiger im leichten sandigen Schlamm der Flussmündung.

Da fast kein Vorankommen mehr möglich war, musste die Taktik geändert werden. Die Schleppleine wurde mit dem Spinnakerfall verbunden und auf diese Weise Krängung ins Boot gebracht. Auf der obigen Weitwinkelaufnahme sieht es viel dramatischer aus, als es in Realität war.

Schon mit geringer Schräglage konnten wir wieder selbständig Fahrt aufnehmen. Erst kurz vor Livingston zeigte der Tiefenmesser wieder 1,9 m Wassertiefe an.

Selbst am Ankerplatz vor Livingston war der Fluss nur 2,5 – 3 m tief. Da bleibt auch bei Niedrigwasser nur die sprichwörtliche handbreit Wasser unterm Kiel.

Nachdem die Beamten der Zoll- und Einwanderungsbehörde die originalen Unterlagen am Boot eingesehen hatten, konnten wir an Land gehen.

Der erste Weg führte uns im Ort den Berg hinauf zur einzigen Bank in Livingston. Am Geldautomaten versorgten wir uns mit der lokalen Währung, dem guatemaltekischen Quetzal.

Nach ein paar Einkäufen wie SIM-Karten, Brot und Maracujas konnten wir gegen Mittag unsere gestempelten Reisepässe, das Cruising Permit und die temporäre Einfuhrgenehmigung von Kirke, inklusive Verlängerung auf 1 Jahr, im Büro des Agenten abholen.

Mit 4260 Quetzal, umgerechnet 500 € ist die Einreise in Guatemala für länger als 3 Monate nicht gerade günstig.