Auf dem Gambia River

Ab jetzt bestimmen die Gezeiten den Fahrplan. Der Ebbstrom läuft fast 2 Stunden über das Niedrigwasser hinaus, bevor man mit dem Strom leichter flussaufwärts fahren kann. Da das heutige Niedrigwasser bereits vor Sonnenaufgang war, mussten wir früh aufstehen.

Mit einem östlichen Wind der Stärke 3-4 Bft konnten wir auf direktem Kurs, nur mit der Genua, in Richtung Dog Island segeln. Ab hier verläuft der Fluss jedoch immer mehr in östliche Richtung, weshalb wir nun zum Aufkreuzen mit voller Besegelung gezwungen waren. Mit langen Schlägen, der schiffbare Tiefwasserbereich ist hier 2 Seemeilen breit, und der Unterstützung des mitlaufenden Gezeitenstroms, kamen wir gut voran. Seezeichen, auch die, die in der Seekarte eingezeichnet sind, gab es nicht.

Bereits von weitem war unser heutiges Tagesziel im Dunst zu erkennen. Mit nachlassendem Wind übernahm der Gezeitenstrom den überwiegenden Anteil der Fortbewegung.

Mit Hochwasser fiel der Anker 400m flussaufwärts von James Island auf 6m Wassertiefe. Näher an der Insel war das Wasser mit Fischernetzen gespickt. Mit der einsetzenden Windstille kam die Hitze und ließ das Thermometer auf 36 Grad klettern.

Unseren Besuch auf Kunta Kinte Island, ehemals James Island, unternahmen wir daher erst am späten Nachmittag.

Kunta Kinte Island ist als Sklaveninsel bekannt. Sie war einer der Hauptsammel- und Umschlagsplätze im Sklavenhandel von Westafrika.

Von hier aus wurden die meisten Sklaven direkt nach Amerika verschifft.

Von der ehemaligen Festungsanlage stehen heute nur noch die Ruinen, die Grundrisse waren jedoch noch gut zu erkennen.

Die gesamte Insel ist aber auch von der Errosion bedroht. War sie ehemals 6 mal so groß, holt sich der Fluss mit jeder Gezeit etwas von ihr zurück.

Nach 30 Minuten hatten wir alles gesehen und machten uns wieder auf den Rückweg.

Inzwischen war auch die Temperatur auf 30 Grad gesunken, was sich sofort wesentlich angenehmer anfühlte.

Wie jeden Abend bauten wir auch heute unser großes Moskitonetz über den gesamten Cockpitbereich auf.

Nach dem Motto: Sicher ist sicher. Der Fluss ist hier zwar noch 7 km breit, und die kleinen Plagegeister fliegen normalerweise nicht gerne weit, aber man kann ja nie wissen, welches Lüftchen sie zu uns herüberträgt. So konnten wir ungestört den Sonnenuntergang und den kühler werdenden Heiligen Abend an Deck genießen.

Ein Gedanke zu „Auf dem Gambia River“

  1. Ein ganz toller Bericht…ich fühle mich bei euch im Cockpit… toll. Ich warte schon auf den nächsten Tag… ganz LG Horst… ich trinke ein Bier auf euch.., 73

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