Tag 6 nach Gambia

Wir sind jetzt wohl in den Tropen angekommen. Die Wassertemperatur ist innerhalb von zwei Tagen von 18,5 Grad auf 24,5 Grad angestiegen und somit auch die Lufttemperatur bei Nacht. Die Zeiten mit klarer Sicht scheinen ebenfalls vorbei zu sein, es ist ständig dunstig oder feinster Sand in der Luft. Das gesamte Boot ist bereits mit einer roten Kruste aus Sand und Salz überzogen. Der Wind hatte seit gestern ebenfalls noch etwas zugelegt und lag nun ständig zwischen 5 und 6 Bft. Schnelles Vorankommen war nur mit erheblich mehr Segelfläche als gewohnt möglich. Der ungewöhnliche Seegang, den der Wind im Kanarenstrom erzeugt, läßt Kirke hüpfen oder gar bocken. Ein klares Wellenbild lässt sich nicht erkennen, es fühlt sich so an, als ob das Meer einfach nur kocht. Im Schiffsinneren knarzt und knackt es in allen Fugen. Ausser dem präventiven Tausch der Steuerleinen unseres mechanischen Autopiloten gab es keine besonderen Vorkommnisse. Uns geht es gut. Wir leiden zwar etwas an
Schlafentzug, jedoch die nahe Ankunft vor Augen, lässt uns das schnell wieder vergessen. Wenn wir den Wetterdaten trauen dürfen, dann sollten wir Samstag Nachmittag in Banjul ankommen.

Tag 5 nach Gambia

Heute war ein herrlicher Segeltag bei wenig Welle und angenehmem Wind. Die Sonne wärmte uns im Windschatten schon kräftig, obwohl die Lufttemperatur nur 22 Grad hatte. Mit 4-5 Bft war ein flottes Segeln unter Vollzeug garantiert. Zur Feier des Tages gab es jetzt, zum ersten Mal auf der Überfahrt, frisch gekochtes Essen. Andere Schiffe bekamen wir, wie auch schon die letzten Tage, nur auf dem AIS zu sehen. Rechtzeitig vor der Dämmerung hatten wir das Großsegel für die Nacht mit mehr Wind weggenommen. Wir wollten es uns gerade im Cockpit für den Sonnenuntergang gemütlich machen, als ich bemerkte, dass der Träger des Windgenerators merklich wackelte. Die Ursache war schnell gefunden. Die Schrauben zur Befestigung des Masts auf dem Kippgelenk waren vermutlich durch die Vibrationen des Windgenerators gelockert, obwohl ich sie zusätzlich mit einer Schelle gesichert hatte, da ich das Problem vor Jahren schon einmal hatte. Eine halbe Stunde später hatte ich wieder alles gerichtet und nun noch als zweiten Rucksack mit selbstsichernden Muttern gekontert. Nun ging es durch die Nacht.

Nur mit Genua machten wir ständig zwischen 6 und 7 Knoten Fahrt und zogen bei dem wilden Ritt eine floureszierende Leuchtspur hinter uns her. Wieder begleiteten uns unzählige Raubfische und verwandelten unsere Kirke zum Fischfriedhof für fliegende Fische, die sich in Panik aus dem Wasser erhoben, aber nicht damit gerechnet hatten, bei uns an Deck zu landen.

Als eine Welle mich von der Cockpitbank katapultierte und mich mit der Nase auf dem Steckschott zum Niedergang landen ließ, bekam ich zu spüren welche Kraft und Energie in der See steckt. Ausser einer kleinen Platzwunde auf der Nase, vom Steg meiner Brille, ist Gott sei Dank nichts weiter passiert. So waren wir dann froh, als diese lange Nacht vorbei war. Bei Tag sieht eben gleich alles viel freundlicher aus. ETMAL Tag 5 = 132 nm
ETA Samstag, mit der Flut in Banjul

Tag 4 nach Gambia

Der Tag begann sonnig mit leicht bewölktem Himmel und klarte zunehmend auf. Mit 20 Grad Luft- und 18,5 Grad Wassertemperatur war es eine frische Nacht. So hatten wir immernoch unsere Schwerwetterkleidung an. Auch tagsüber stieg die Lufttemperatur nicht über 22 Grad. Wind und Welle hatten sich soweit beruhigt, dass wir mit Großsegel und Genua konstant 6 Seemeilen pro Stunde von der verbleibenden Distanz abziehen konnten. Um 18 Uhr war dann die halbe Strecke mit 475 nm geschafft und mit 127 nm waren wir mit userem 4. ETMAL, trotz weniger Wind in der Nacht als vorhergesagt, sehr zufrieden. Dafür war die Fahrt durch die Nacht fast so ruhig, wie eine Nacht im Hafen zu liegen. Als Besonderheit konnten wir etliche Sternschnuppen am klaren Himmel bewundern. Zudem zogen öfters pfeilschnelle Raubfische flouriszierende Leuchtspuren unter unserem Boot hindurch. Sie waren für uns wegen der Dunkelheit jedoch nicht identifizierbar.