LOCKDOWN – Tag 6

Unser Windgenerator gibt schon seit einiger Zeit im Betrieb erhebliche Geräusche von sich. Da unser Nachbar zwei neue Lager in seinem Ersatzteilfundus hat, nahmen wir dankend sein Angebot an die Lager zu tauschen. Doch zuerst musste der Träger abgebaut werden um das Kabel im Mast etwas nachführen zu können. Ansonsten lässt sich nämlich die Kontaktierung im Kabel zum Generator nicht lösen. Höchste Schwierigkeit, denn Arbeiten über dem Wasser bedeuten: Alles was runter fällt ist in den Tiefen des Hafenbeckens unwiederbringlich weg.

Bis auf eine PVC-Unterlegscheibe ist das Vorhaben verlustfrei gelungen. Frisch gereinigt sieht der Windgenerstor aus wie neu, hoffen wir, dass er morgen mit neuen Lagern auch wieder nahezu geräuschlos Strom erzeugt.

LOCKDOWN – Tag 5

Hier hat sich nichts geändert außer das Wetter. Es scheint wieder die Sonne und es ist mit 20 °C angenehm warm. Grund genug endlich mal mit viel Wasser den Saharastaub der letzten Tage vom Deck zu spülen. Ich habe mich dann auch gleich daran gemacht dem elendigen Pilz im Teakdeck wieder etwas auf die Pelle zu rücken.

Eingefangen hatten wir ihn uns hauptsächlich auf der Steuerbordseite. Das war der Bereich, der an unserem Liegeplatz in Holland fast immer im Schatten lag. Gepaart mit der relativ hohen Luftfeuchtigkeit breitete sich der Pilz über die Jahre kräftig aus. Inzwischen lässt er sich viel leichter als früher mit Wasser und einer weichen Bürste entfernen. Mir scheint, ihm gefällt die Trockenheit mit der kräftigen Sonneneinstrahlung nicht. Bei gutem Wetter werde ich nun jeden Tag ein paar Quadratmeter reinigen, ich habe ja in den nächsten Wochen genug Zeit.

LOCKDOWN – Tag 4

Bezogen auf die Fallzahlen zählt Marokko zu den am frühesten und stärksten auf die Coronakrise reagierenden Ländern weltweit. Das sollte hier auch in einer Woche an den Zahlen erkennbar sein. Nach der kompleten Sperrung des Luft- und Seeraums vor 4 Tagen, verbunden mit dem ausgerufenem Notstand ist eine Ein- bzw. Ausreise faktisch unmöglich.

Ausgerüstet mit meiner Ausnahmegenehmigung habe ich mich heute morgen aufgemacht um Einkäufe zu tätigen. Die Straßen von Salé waren so gut wie leer gefegt. Etliche kleine Händler und die Marktstände in den kleinen Gassen der Medina sind ebenfalls verschwunden. In der Markthalle werde ich jedoch fündig und kann alles kaufen was ich will. Ebenfalls warten die Bäckereien mit reichhaltig gefüllten Regalen auf.

Mit dem heutigen Einkauf sind wir bis zum Wochenende wieder gut mit frischem Gemüse versorgt. So wie es aussieht mutieren wir langsam zu Vegetariern.

LOCKDOWN – Tag 3

Folgende Neuerung: Marokko verlängerte gestern abend noch den Notstand bis mindestens 20.4.2020. Für uns bedeutet dies keine Änderung, da wir sowieso nicht vor Mai eine übergreifende Besserung bezüglich Corona erwartetet hätten. Das Wetter ist gut, wenn auch windig, mit Temperaturen um die 17°C. Geradezu ideal, da die frisch gewaschene Wäsche schnell trocknet.

Ich habe mich heute mit dem Transistorradio unseres Stegnachbarn veschäftigt. Durch den langjährige Betrieb in salzhaltigen Umgebungsbedingungen hatte es wegen Korrosion den Dienst eingestellt.

Ich hätte nie geglaubt, dass ich jemals Microschalter mit Lupe und Pinzette zerlegen würde. Doch die Operation war erfolgreich und der Nachbar ist glücklich.

LOCKDOWN – Tag 2

Es ist ruhig geworden. Auf der großen Brücke über den Bouregreg, die Rabat mit Salé verbindet, verkehren nur noch einzelne Fahrzeuge. Die Überlandbusse haben entgegen der Ankündigung von gestern bereits heute Nacht ihren Dienst eingestellt.

Übersetzung ist von mir eingefügt

Heute morgen wurde uns eine Ausnahmegenehmigung zum Verlassen der Marina übergeben. Damit können wir uns in der Medina von Salé für den täglichen Bedarf versorgen. Die Einkäufe muss ich jedoch alleine durchführen. Die Marokkaner führten unserer Meinung nach sehr schnell und vor allem wirkungsvolle Massnahmen ein, die in 2-3 Wochen sicher ihre Wirkung zeigen werden.

Uns geht es soweit gut, es fehlt an nichts, also einfach abwarten und frischen Minztee trinken.